Zum ersten Mal 1926 veranstaltet, findet das traditionsreiche Heimat- und Wasserfest immer am ersten Wochenende im August statt. Es ist ein Fest zu Ehren des Flusses zurückverfolgbar bis ins 15. Jahrhundert. Genannt wird es auch das Kasseläner Zissel, ein großer Vergnügungspark mit seinen Ständen, Karussells, diversen Fahrgeschäften, Buden, Musik-Bühnen und dem Rahmenprogramm drum herum, das aus diversen Wassershows besteht. „Zissel“ als Name stammt möglicherweise aus dem Plattdeutschen von „zisseln“, also Geld verzisseln zum Fröhlich- und Lustigsein, sodass der Begriff wohl für feierliche Aktivitäten und Lebensfreude steht.
Es beginnt mit der Wasserskishow am Donnerstag vor dem eigentlichen Zissel, weiter geht es am Freitag mit dem Hissen des Zisselhärings, das die offizielle Eröffnung des Kasseläner Zissels bedeutet, und der anschließenden nächtlichen Lampionfahrt auf der Fulda.
Die Mitglieder der DLRG „Deutschen Lebensretter Gesellschaft“ arbeiten bei derartigen Veranstaltungen freiwillig und ehremamtlich in ihrer Freizeit, während sich die anderen Menschen in ihrer Freizeit auf dem Vergnügungspark tummeln. Daher ist es für mich wichtig, ihre Arbeit in Form dieses Artikels zu würdigen und mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Die Bootsmannschaften der DLRG Kassel, unterstützt von den Teams aus Rothenburg an der Fulda und Berlin, sorgen für einen geordneten Ablauf beim Hissen und haben bereits am Donnerstag den Dienst mit den Vorbereitungen sowie der Aufsicht über die Wasserskishow angetreten. Ihre Aufgabe ist es, die Schausteller und deren Zubehör wenn nötig aus dem Wasser zu fischen. Weiter geht es dann am Samstagnachmittag, wenn das Drachenbootrennen stattfindet. Die DLRG ist auf der Mitte der Strecke an einem kleinen Landungsplatz stationiert und hat die gesamte Strecke im Blick.
Beim Fackelschwimmen am Samstagabend nehmen viele DLRG-Mitglieder teil, doch einige müssen auch als Bootsbesatzung ausrücken. Diese wiederum haben die schwierige Aufgabe, die Situation in dem schummrigen Licht der Fackeln richtig zu beurteilen, um rechtzeitig eingreifen zu können. Die DLRG nutzt hierbei die sogenannten propellerlosen JET-Boote, um bei Bedarf in die Menge hineinfahren zu können.

Die Wasserschutzpolizei unterstützt hierbei die DLRG mit zwei bis drei Booten. Um 21.30 Uhr geht es bekleidet mit Neoprenanzug und ausgerüstet mit Fackel und Getränkeflasche ins Wasser. Teilnehmen kann jeder, der sicher im Rückwärtsschwimmen ist oder ein Schwimmabzeichen besitzt. Zwischen der Schwimmbadbrücke und dem Nautic-Klub kurz vor der Schleuse schwimmen die Fackelschwimmer begleitet von der Fullenixe die Fulle herunter und können sich zwischendurch bei den Vereinen an den diversen Anlegestellen stärken. Am Ziel vor der Regattawiese gibt es für alle noch ein auf Surfbrettern aufgestelltes Feuerwerk zu sehen.

Am Sonntag beim Wasserfestumzug begleitet die DLRG die Boote. Alle Vereine fahren mit viel Trara, diversen „Fullewasser Fullewasser, HOI HOI HOI“-Rufen, lauter Musik, bunten Farben und vielen Ballons vorbei. Alle zeigen noch einmal, wer dabei ist und was sie alles können. Auch die Hoheiten sind dabei auf einem Schlepper vom Wasserschifffahrtsamt.
Die Wasserschutzpolizei fährt vorneweg. Die Arbeit der DLRG endet mit dem Abhängen des Zisselhärings am Montag sowie dem Feuerwerk am Montagabend.
Stationiert ist die DLRG auf der anderen Seite der Fulda in der Jahnstraße 64 in Kassel Unterneustadt. Es gibt den Funkdienst, Bootsdienst, Küchendienst und diverse andere Arbeiten zu verrichten, das alles ist auf einem Dienstplan festgelegt. Der Funkdienst, mit Zettel und Stift ausgerüstet, ist immer auf der Station und überwacht – wie der Name verrät – den Stationsfunk. Der Bootsdienst meldet sich beim Funkdienst ab, sodass immer bekannt ist, wer auf welchem Boot unterwegs ist. Es gibt fünf Einsatzboote, und alle haben eine eigene Kennung sowie eigene Namen nach bekannten Persönlichkeiten aus der DLRG – Geschichte oder im Zusammenhang mit der Fulda: Hansi Meister, Karl Hilgers, Hermann Schade, Berlin und natürlich die rote Feuerqualle, das bekannteste Boot der DLRG.

Auf den Booten sind die Aufgaben verteilt, denn es gibt immer einen Bootsführer und einen Bootsfunker. So kann sich der Bootsführer ganz aufs Fahren konzentrieren, während der Bootsfunker die Station auf dem laufenden hält. Zusätzlich sind die Bootsmannschaften immer geschlechtergemischt,sodass zum Beispiel, wenn es bei einem Einsatz eine verletzte Frau gibt, die aber ausschließlich von einer Frau sich anfassen lassen will, auch eine im Boot zur Stelle ist.
Die Unterkunft der DLRG-Mitglieder ist direkt neben der Station auf dem Gelände.Die Station enthält die notwendige Technik zur Wartung der Boote, eine Küche für die Verpflegung, Toilette, Geräteschuppen, abgeschlossene Motzerhütte sowie Gemeinschaftsduschen.
Auf diese Weise ist immer eine Besatzung vor Ort während des gesamten Zissels, denn der Dienst geht oft bis spät in die Nacht, und Vorbereitungen in der Früh für den Tag laufen so viel entspannter ab. Zwischendurch hat die Besatzung die Möglichkeit, sich zurückzuziehen oder in der Pause mal ein Schläfchen zu machen. Die Uniformen sind in auffälligem rot und gelb mit Reflektorstreifen und DLRG-, Wasserrettung- oder Sanitäteraufschrift.
Trotz der vielen Arbeit und den diversen Verpflichtungen ist es doch ein lustiges Völkchen, denn die stationseigene Cantinaband sorgt mit den „10 kleinen Fischen“, diversen „Blasen an den Füßen“ und anderem lustigen Liedergemisch, Knoten knüpfen, Essen und Trinken, Malen, Schreiben, Erklärungen und Vorbereitungen für Kurzweil der DLRG-Besatzung in den Pausen zwischen den Einsätzen. Je mehr Unterstützung die DLRG von anderen Stationen bekommt, desto entspannter gestaltet sich der Einsatz.
Wer mehr über die Arbeit der DLRG wissen möchte, findet allerlei Informationen auf der Homepage https://kassel.dlrg.de/.