Connichi

Seit ich denken kann und länger lebe ich bereits in Kassel und doch war für mich die Connichi stets ein Rätsel, da ich mit japanischen Mangas und dergleichen nicht wirklich etwas anfangen konnte. Auf der Connichi 2016 hatte ich nun also das Privileg mit jährlich wiederkommenden Besuchern die selbe erleben zu dürfen. Und das nicht etwa aus dem Blick eines Fotographen oder Pressemenschen der sich, die in seinen Augen, tollsten und ausgefallensten Kostüme raussucht und diese als Standart bezeichnet, sondern aus dem Blick der Cosplayer wodurch ich unmerklich ebenfalls zu einem Cosplayer wurde.

event-74294

Was man zu Beginn sagen sollte, je ausgefallener die Kostüme, desto länger dauert die Vorbereitungszeit am Morgen und teilweise auch schon am Abend zuvor. Meine Freunde Kia und Yuki standen zwischen 7 und 8 Uhr auf um gegen 14 Uhr komplett gestylt auf der Con zu sein. Tattoos werden passend zum Cosplay am Abend zu vor mit dickem Eyelinerstift auf die Haut gemalt, mit der selben Technik wie man Wandtattoos an die Wand bekommt ohne es aufzukleben. Das Gepäck – ganz ohne Schlafsack oder Luftmatratze, sah bereits so aus als wollten die drei Mädels bei mir einziehen oder zumindest länger bleiben als 4 Tage. Aber natürlich braucht man für jeden Tag ein anderes Cosplay, sonst würde es ja langweilig werden.

Natürlich kam man auch ohne Verkleidung auf die Connichi, aber ähnlich wie auf den Mittelaltermärkten fiel der Begriff „Touri“ erstaunlich oft. Für den Samstag habe ich eine Tageskarte für 30 Euro ergattern können. So landete ich also zum ersten mal dort. Mich empfing zum einen eine komplett zugeparkte gegend rund um die Stadthalle. Selbst in den kleinen Straßen der Anwohner standen sie ohne Rücksicht auf Garagenausfahrten. Teilweise wurden auch andere Autos zugeparkt. Na wenn das nicht ein gefundenes Fressen für Knöllchenverteiler gewesen wäre, aber erstaunlicherweise gabs kaum bis gar keine Kontrollen. Das nächste was ich sah, war ein völlig überfüllter Stadtpark, Menschenmassen die um, auf und vor der Mauer standen sowie einen breiten Strom runter zur Stadthalle. Das nächste was auffiel war, dass die Sicherheitsvorkehrungen eher lasch waren. Ich kam mit einem spitzen Dolch (nicht scharf aber die Spitze durchaus nicht zu unterschätzen) auf das Gelände, ohne das irgendjemand gefragt hat – ich hatte nicht bedacht, dass die Sicherheitsbestimmungen bei der Connichi anders sein könnten als auf Mittelaltermärkten.

Im Matsuri aßen wir Ramen ラーメン, mit wenigen Nudeln, einem Stück Fleisch und einer undefinierbar schmeckenden Plörre, Yakisoba 焼きそば mit ebenfalls einem eher undefinierbaren Geschmack, die japanischen Würstchen am Spieß 棒付きフランク waren nichts weiter als Wiener Würstchen am Holzspieß mit süß sauer Sauce, der japanische Crêpe mit Brownies oder Käsekuchen クレ–プ war laut herumfragen gut und essbar. Es schmeckte zwar gut, war aber nichts besonderes. Kakigori かき氷 , crushed Ice mit zwei verschiedenen Sorten Sirup war sehr lecker, wenn man nicht den Fehler machte, Minze zu wählen und was besonders gut war, Yakitori 焼き鳥, an Spießen eingelegtes und gegrilltes Hähnchen mit süß sauer Sauce, das Fleisch war hauchzart. Soviel zum Essen. Der Bubble Tea war super lecker. Er wird dort trotz des allgemeinen Verbots aufgrund der Krebserregenden Stoffe in den Kugeln verkauft.

 

Die Menschen waren größtenteils freundlich, gleich per du, lustig und verrückt. Neben den schreiend bunten und grellen Kostümen gab es natürlich auch die dezenteren oder auch ganz in schwarz gekleidete Figuren. Je teurer bzw aufwendiger das Outfit war, desto mehr neigten die Cosplayer allerdings zur Hochnäsigkeit. Allerdings fallen die kaum auf in der Masse von Charakteren aus Hobbit, Herr der Ringe, Harry Potter, Mangas, Sailor Moon, Star Wars, einem Ort wo Tauriels, Nekos, Laws und Darth Vaders gemeinsam abhängen ohne sich über den anderen lustig zu machen. Kaufen konnte man dort eine Vielzahl an Dingen. Wicks, spitze Ohren, Kostüme, Schmuck, Taschen, Schuhe, Zeichnungen und natürlich auch Figuren, DVDs und Poster.

Seltsam wurde es dann am Samstag für einige Zeit als es plötzlich anfing zu regnen. Wir wollten eigentlich zum Reparatur service rein und uns dort noch ein wenig im trockenen umschauen. Leider waren sämtliche Türen fest verschlossen. Keiner wurde reingelassen und keiner wurde hinaus gelassen. So waren also die, die drinnen waren zwar im warmen aber eingesperrt und alle anderen standen im kalten nassen Regen und waren ausgesperrt, trotz teurer Con-Karte. Was also tun? Erfahren hat man nichts. Später kam dann die Information das jemand sich drinnen verdächtig verhalten hatte und deswegen alle gecheckt werden mussten die drinnen standen. Wir haben uns währenddessen  in meinem Auto aufgewärmt.

 

Jedoch letztenendes war es ein lustiges Wochenenden mit vielen Themen und vielen unterschiedlichen Menschen, lustigen aber auch bewegenden Szenen und viel Spaß. Nebenbei habe ich noch gelernt das Mangafans nicht nur eine seltsame kleine Gemeinde sind, sondern ähnlich wie Mittelalterfans tolerant und freundlich gleichgesinnten wie auch anders gesinnten gegenüber stehen und Themen wie Sex, Bi oder Hetero keine Tabuthemen sind sondern offen angesprochen werden.

con9

Und zum Schluss: Natürlich passt nicht jeder in jede Gruppe. Wer reiche Fangirls sucht ist grade in diesem Haufen nicht ganz am richtigen Ort. Alles in allem ein wundervolles Wochenende mit vielen neuen Bekanntschaften und zwei neuen Freunden, welche beide nächstes Jahr gerne wieder bei mir Willkommen sind. Kia und Yuki 😀 ich freu mich auf euch.

 

 

2 Kommentare zu „Connichi“

  1. Hey hey,

    Ich finde dein Bericht wirklich genial und ich hoffe das wir gemeinsam noch mal so ein tolles Wochenende zu erleben. Ich freue mich Wirklich darauf wieder viel und laut zu lachen. Das schönste war auch der Blödsinn mit allen zu machen.

    Du warst Mega geil und das hat Wiederholungs Bedarf auf alle positiven Ebene. Aber nicht das Essen das muss besser werden Definitiv. Freue mich auf weitere Berichte

    Like

  2. Liebe Kiri,

    dein Bericht ist durchaus spannend, wenngleich man an mancher Stelle vielleicht noch ein paar Sachen verbessern könnte.
    Man(n) hat ein paar interessante Einblicke in die Cosplay-Szene gewonnen und du hast es auch nett bebildert.
    Am besten ist allerdings der ironische Kommentar am Ende über den Typen, der nach Fangirls sucht.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar